Verkauf der Lebensversicherung: Ist das immer sinnvoll?
Lebensversicherungen sind in aller Regel für die Altersvorsorge gedacht, wenn es sich dabei um kapitalbildende Verträge handelt. Für gewöhnlich ist man an einen solchen Vertrag über mehrere Jahrzehnte gebunden. Unvorhergesehene Ereignisse im Leben können aber die finanzielle Situation des Versicherten durchaus so verändern, dass er auf Geld angewiesen ist. Die Beiträge zur Lebensversicherung können dann mitunter nicht mehr gezahlt werden.
Oder aber, man muss sogar auf die angesparten Beträge zurückgreifen. Die meisten Verbraucher entscheiden sich dann für eine Kündigung der Lebensversicherung. Das geschieht oft unüberlegt und leichtfertig, denn dieser Ausweg bedeutet eigentlich immer auch einen finanziellen Verlust. Anstatt zu kündigen, besteht auch die Möglichkeit, eine Lebensversicherung über den Zweitmarkt zu verkaufen. Doch auch das ist nicht in jedem Fall die beste Lösung. Wann ein Verkauf sinnvoll ist, erfahren Sie jetzt.
Kündigung ist nicht Verkauf!
Zunächst vorweg: Kündigung und Verkauf sind nicht das gleiche. Eine Kündigung der Lebensversicherung sollte nur im Ausnahmefall erfolgen. Eine Beleihung des Vertrags, die Aufnahme eines Ratenkredits oder Unterstützung von der Familie sind meist die bessere Alternative, wenn kurzfristig Geld benötigt wird. Oder der Lebensversicherungsvertrag wird verkauft. Bei einem Verkauf der Lebensversicherung erhalten Versicherte in der Regel wesentlich mehr Geld als bei einer Kündigung. Das liegt daran, dass der Versicherer bei Kündigung nur den Rückkaufswert auszahlt, während spezielle Ankäufer laut eigenen Angaben im Durchschnitt etwa 1,5 bis 4 Prozent mehr für die Lebensversicherung zahlen.
Hinweis: Ganz gleich, ob eine Lebensversicherung gekündigt oder verkauft wird – Versicherte verzichten damit auf die weitere garantierte Verzinsung des angesparten Guthabens, auf die jährlich
anfallenden Überschüsse und auch auf den Schlussbonus, der zum Laufzeitende vom Versicherer gutgeschrieben wird. Es ist daher immer ratsam – sofern möglich – den Lebensversicherungsvertrag zu behalten. Können lediglich die Beiträge nicht gezahlt werden, dann lohnt es sich meist, eine Beitragsfreistellung zu beantragen.
Angebote genau prüfen
Ist der Entschluss gefallen, die Lebensversicherung zu verkaufen, sollte man sich den Zweitmarkt genau anschauen. Dieser ist recht übersichtlich. Dennoch sollte ein Vergleich durchgeführt werden, bevor eine Entscheidung für ein Angebot getroffen wird. Experten raten, dabei möglichst kritisch zu bleiben. Möchte der Anbieter beispielsweise den Kaufpreis in Raten zahlen, dann sollte man von einem solchen Angebot die Finger lassen.
Vom jeweiligen Vertrag ist zudem abhängig, ob ein Ankäufer mehr als den Rückkaufswert zahlen wird. Auch ist es möglich, dass der Vertrag für keinen Ankäufer interessant ist. Außerdem gibt es für jeden Ankauf Mindestkriterien, welche erfüllt sein müssen. Dazu gehört auch der Mindestrückkaufswert, der zwischen 5.000 und 10.000 Euro liegen sollte.
Wie viel Geld wird für eine Lebensversicherung gezahlt?
Gibt es mehr als einen Anbieter für eine Lebensversicherung, dann werden diese auch unterschiedliche Kaufpreise anbieten. Das liegt daran, dass jeder für sich selbst berechnet, wie viel
ihnen ein Vertrag wert ist. Für die Bewertung sind verschiedene Faktoren ausschlaggebend. Dazu gehören unter anderem
- die veranschlagte Rendite des Vertrags nach Kosten
- die Überschusssituation des jeweiligen Versicherers
- das Alter des Versicherungsnehmers
In der Regel liegt der Kaufpreis über dem sogenannten Rückkaufswert. Dabei handelt es sich um die Summe, die der Lebensversicherer bei Kündigung des Vertrags an den Versicherten zahlen würde. Der Rückkaufswert setzt sich aus den eingezahlten Beiträgen abzüglich aller angefallenen Kosten sowie einer Stornogebühr zusammen. Jedes Jahr teilt der Versicherer den genauen Rückkaufswert mit.
Wie bereits erwähnt, bieten Ankäufer meist 1,5 bis 4 Prozent mehr als den Rückkaufswert. Möglich ist das, weil sie den Vertrag danach gewinnbringend bis zum Vertragsende weiterführen können. Von den Ankäufern wird ein Teil des künftigen Gewinns an den Versicherten abgegeben. Bei sehr gut verzinsten Verträgen kann das Plus für den Versicherten manchmal auch noch höher ausfallen.
Alternativen bedenken und durchrechnen
Versicherte, die sich mit dem Thema des Verkaufs ihrer Lebensversicherung auseinandersetzen, sollten auch Alternativen zum Verkauf prüfen. So kann es beispielsweise ratsam sein, ein sogenanntes Policendarlehen aufzunehmen, welches häufig bis zur Höhe des Rückkaufswertes von den Versicherern gewährt wird. Eine weitere Möglichkeit ist, sich die bisher erreichten Überschüsse
auszahlen zu lassen.
Und letztlich gilt: Die beste Wahl ist – sofern möglich – das reguläre Vertragsende einer
Lebensversicherung abzuwarten.